14. Februar 2011

Grüne Jugend Vorsitzende Jana im Interview



Sie ist 16 und schon Chefin: Jana Kehl über die Politikverdrossenheit ihrer Generation und NOlympia. Jana Kehl ist Schülerin am Humboldt Gymnasium in Vaterstetten und seit Juni 2009 bei der Grünen Jugend München (GJM) aktiv. Jetzt wurde sie mit gerade einmal 16 Jahren zur Vorsitzenden der GJM gewählt. Im Interview spricht sie mit ZEITjUNG über die Politikverdrossenheit ihrer Altersgenossen, ein Mindestalter im politischen Geschäft und ihren Optimismus, dass Olympia 2018 nicht in München stattfinden wird.

ZEITjUNG: Jana, wie alt sollte man denn sein, um überhaupt Politik machen zu können?

Jana Kehl: Politik kann prinzipiell jeder machen. Das ist ja auch das Interessante daran. Es kommen ganz unterschiedliche Anregungen und Ansätze von Alt und Jung. Wir haben in der GJ ein relativ niedriges Maximalalter im Vergleich zu anderen. Man kann bis 27 mitmachen und mitstimmen. Prinzipiell ist man nie zu jung, um Politik zu machen, weil Politik ja ganz individuell auslegbar ist.

Hast du in deiner Rolle als Vorsitzende der GJM nicht ein wenig Angst, dass du von anderen Politikern oder auch von denen bei den Grünen nicht ernst genug genommen wirst?

Ja, das schon. Natürlich habe ich großen Respekt vor der Rolle, die ich jetzt einnehme. Aber ich kann mich in der Position natürlich auch gut rechtfertigen, weil ich eben noch so jung bin. Da habe ich auch das Argument auf meiner Seite, dass ich mich auch erstmal einleben muss. Aber natürlich muss ich mich beweisen, natürlich muss ich meine Aufgaben auch genau so verantwortungsbewusst erledigen, wie es meine Vorgängerinnen gemacht haben. Aber das Prinzip, dass man nicht Vorsitzende werden darf, weil man noch so jung ist, wäre definitiv der falsche Ansatz. Deinen Altersgenossen wird ja zu gerne vorgeworfen, dass sie zur Politikverdrossenheit neigen.

Spürst du da ein Umdenken bei den sechzehn- bis achtzehnjährigen Jugendlichen oder bist du und bleibst auch eine Ausnahme?

Eine Ausnahme bin ich auf jeden Fall. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umsehe, dann sind zwar die Wenigsten aktiv, aber doch machen sich die Jugendlichen Gedanken. Dieses Desinteresse zur Aktivität, ist aber kein Phänomen unserer Zeit, sondern das war, glaube ich, schon immer so. In dem Alter hat man einfach viele andere Dinge im Kopf. Aber als Politikverdrossenheit würde ich es nicht bezeichnen. Es haben einfach nur die Wenigsten den Wunsch wirklich aktiv zu werden.

Gibt es Bestrebungen der Grünen Jugend die jungen Leute zur Aktivität zu bewegen?

Bei jeder Aktion überlegen wir uns, wo wir diese stattfinden lassen wollen und wen wir eigentlich damit ansprechen möchten. Bei jungen Leuten ist vor allem ein Bildungsstreik immer eine gute Möglichkeit sie aktiv werden zu lassen. Auch bei mir war meine erste politische Aktivität ein Bildungsstreik in München. Das ist eine gute Taktik um an jüngere Leute heranzukommen, auch wenn man als politische Vereinigung nicht direkt an die Schulen gehen darf. Aber da gibt es ja auch andere Mittel und Wege.

Na gut, Bildungsstreik ist ja auch etwas Fassbares, an dem man direkt teilnehmen kann. Da gestaltet sich die Rekrutierung für ein politisches Thema wie den Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder Olympia 2018 wahrscheinlich ganz anders.

Wobei solche Themen natürlich auch Themen sind, die die junge Generation eigentlich interessieren sollte. Da muss man direkt auf die Leute zugehen und ihnen vor Augen halten, wie es denn ausschaut und sagen: „Hey, ihr seid vielleicht noch keine 18 und ihr dürft noch nicht wählen, aber es gibt auch andere Möglichkeiten, wie ihr eurer Meinung Gehör verschaffen könnt“. Und gerade die Grünen haben Themen, die wichtig sind für junge Leute und mit denen man auch an sie herankommt.

Ein solches Thema wäre dann wohl auch Olympia 2018. Mit „NOlympia“ legt ihr euch mit der Stadt München, dem Komitee und jetzt auch noch mit der Deutschen Fußballbundesliga an. Nehmt ihr euch da nicht ein bisschen zu viel vor?

Also wir haben insofern Einfluss, als dass sich die Grünen bundesweit gegen die olympischen Spiele aussprechen. Das haben wir beim Parteitag in Freiburg durchsetzen können. Innerparteilich ist dann schonmal ein Einfluss vorhanden. Ansonsten muss halt viel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden. Aber das wir als GJM das alleine durchsetzen könnte, da hast Du recht, das wäre völlige Utopie.

Was heißt das jetzt? Findet Olympia 2018 statt oder nicht?

Ich vermute, dass wir uns durchsetzen und die olympischen Spiele in München nicht stattfinden werden. Eine letzte Frage: Kannst du dir vorstellen, nach deinem Abitur als Berufspolitikerin zu arbeiten? Ich ziehe es durchaus in Erwägung. Aber man sollte schon schauen, dass man parallel noch irgendwas in der Hand hat. Ich glaube, wenn man nur Politik macht, dann vereinsamt man irgendwann. Wie gesagt, die Option besteht, aber ich werde mich nicht nur darauf konzentrieren. Jana, ich danke Dir für das Interview.



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