19. Oktober 2011

Informations- und Diskussionsabend zum öffentlichen Fahrradverleihsystem



Am Donnerstag, den 13.10 fand in den Räumlichkeiten von Green City e.V. ein Informations- und Diskussionsabend zum öffentlichen Fahrradverleihsystem statt.
Eingeladen von der Grünen Jugend und Green City referierten Wigand von Sassen, Zuständiger der Fahrradkampagne und Florian Paul, Mitarbeiter der MVG.

Herr von Sassen stellte uns zunächst Fahrradverleihysteme in anderen Städten vor, allen voran Paris. Dort holte das vor einigen Jahren eingeführte Vélib hundert-tausende Menschen auf’s Fahrrad.
Es wurde vor allem deutlich, dass der Erfolg sehr stark an die Stationenanzahl und -dichte der
Verleihstationen gebunden ist (200m- 300m in Paris).

Anschließend erörterte Florian Paul, das von ihm und Herr von Sassen 2009 entworfene Konzept für München.
Das Konzept war als Bewerbung für den vom Bund ausgeschriebenen Modellversuch „Innovative öffentliche Fahrradysteme“ gedacht (httpss://www.nationaler-radverkehrsplan.de/eu-bund-laender/bund/modellversuch-fahrradverleihsysteme.phtml),
scheiterte jedoch noch VOR einer Bewerbung an den Entscheidungsträgern der Stadt (Lenkungskreis Rad). Gründe dafür waren neben den Kosten vor allem der große Platzbedarf (~1 Parkplatz pro Station).
Die (festen) Verleihstationen sollten hauptsächlich an U- und S-Bahn Stationen angebracht werden und so als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr gedacht sein. Ein erster Probelauf im Konzept war für die Linien U3/U6 gedacht.

Nach den beiden Referaten wurde über die aktuelle Situation diskutiert. Zwar zeigen Städte wie Paris auf, wie erfolgreich ein solches System sein kann, jedoch kann kein direkter Vergleich zu München gezogen werden.
Der entscheidende Unterschied ist, der bereits – im Vergleich zu Paris vor der Einführung des Fahrradverleihs – recht hohe Anteil des Fahrradverkehrs in München.

Einige vom Fahrradverkehr ähnliche deutsche Städte hatten sich 2009 für oben genannten Modellversuch beworben, welcher bis Ende 2012 läuft. Mit den Auswertungen, welche vergleichbare Ergebnisse liefern, kann wohl ab frühestens 2013 gerechnet werden. Jedoch zeigt sich bereits jetzt, dass die Systeme gut angenommen werden, wenngleich sie nur ca.
die Hälfte der laufenden Kosten decken.

Trotzdem sollte man sich fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, nicht nur weiterhin immense Summen in den KFZ-Bereich zu investieren (was komplett durch Steuereinnahmen finanziert ist und somit keinerlei „Kostendeckung“ besteht), sondern dem Fahrradverkehr seinen eigenen Verkehrssektor zuzugestehen.
Vergleicht man den Anteil am Radverkehr vom Gesamtverkehrsaufkommen und den Anteil der Investionen vom Radverkehr zu den gesamten Verkehrsinvestitionen, so sieht man schnell, dass der Radverkehr eher als nettes „Freizeitschmankerl“, denn als eigene Verkehrssparte gesehen wird.

Dabei bieten sich genau hier durch Innovationen wie Pedelec’s oder vor allem durch Kombination mit dem öffentlichen Nahverkehr zahlreiche neue Möglichkeiten.

Es bleibt also die Frage, ob und wielange die – selbst ernannte – Radlhauptstadt München abwarten soll, um wieviel Prozent genau der Radverkehr durch ein solches System erhöht wird. Denn dass das der Fall ist, ist unumstritten.

Klar ist, dass ein solches öffentliches Fahrrad-Verleihysystem Zeichen setzt.
Für ein geringeres Kfz-Aufkommen in der Stadt. Und für mehr Radverkehr.



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