28. Februar 2012

Victim Blaming bei der Münchner Polizei



In der Süddeutschen Zeitung vom 27.02.2012 wurde von der neuen Plakat- und Flyerkampagne die auf sexualisierter Gewalt in Clubs und die Problematik von K.O.-Tropfen aufmerksam machen soll berichtet. Ein Münchener Kulturzentrum, der örtliche Frauennotruf sowie das Jugendkulturwerk wollen mit “Nein heißt Nein” weibliche Gäste ermutigen in schwierigen Situationen Nein zu sagen und Hilfe zu holen. Die Münchner Polizei unterstützt die Kampagne nicht, vielmehr erklärt Rainer Samietz vom Kommissariat zur Bekämpfung von Sexualdelikten, dass eben Frauen “ ‚wahnsinnig viel trinken und dann nichts mehr wissen‘. Würde weniger getrunken, hätte man weniger Fälle von sexuellen Übergriffen.“ (SZ, vom 27.02.2012)

Dazu erklärt Charly Roderer, Sprecherin der Grünen Jugend München: „Die Aussage erinnert an den kandadischen Polizisten, der Frauen riet, sich nicht als „Schlampen“ zu kleiden, um nicht Opfer sexualisierter Gewalt zu werden. Daraufhin begann die weltweite SlutWalk-Bewegung, an der sich die Grüne Jugend München und die Münchner Grünen auch beteiligten. Rainer Samietz benutzt die gleiche Argumentation und rät Frauen weniger Alkohol zu trinken, anstatt die Täter zu verurteilen.

Dominik Krause, Sprecher, fügt hinzu: „Dass die Polizei im Jahr 2012 immer noch auf diese Schuldzuweisung und Täter-Opfer-Umkehr setzt ist unbegreiflich. Die Schuld an Sexualdelikten liegt niemals beim Opfer. Dies zu behaupten ist eine Beleidung aller Betroffenen und eine Verharmlosung sexualisierter Gewalt!“

Auch Katharina Schulze, Vorsitzende Grüne München, ergänzt: „Ich bin geschockt über die Aussage von Rainer Samietz: Victim Blaming von einer Person, die im Kommissariat zur Bekämpfung von Sexualdelikten bei der Münchner Polizei arbeitet, ist unmöglich. Bei Vergewaltigungen und anderen sexualisierten Übergriffen liegt die Schuld und Verantwortung immer nur bei den Tätern und nicht bei Aussehen, Kleidung oder Alkoholkonsum der Betroffenen. Ich begrüße die Kampagne potentiellen Betroffenen Ratschläge zu geben, wünsche mir aber auch eine Kampagne die sich an die potentiellen Täter richtet! Und wie es aussieht, kann die Münchner Polizei dann auch noch gleich an einer Kampagne zur Gender-Sensibilisierung teilnehmen. Als ersten Teilnehmer schlage ich Rainer Samietz vor!“



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