4. Oktober 2016

#HelgasHate



Who dafuq is Helga?
Eines schönen Sommertages stand bei uns im Büro eine Giraffe, die direkt den Tiefen des Tierbilderinternets entsprungen ist, und stellte sich vor als: Helga. Von nun an kommentiert sie in unregelmäßigen Abständen das aktuelle Geschehen.

VON HELGA
erschienen in der GRETA, Stadtrundbrief der GRÜNEN München, im Oktober 2016

Pokémon Go hat das älteste Vorurteil der Gegner*innen von Computerspielen zerstört: Spieler*innen sind eben keine „Kellerkinder“, sondern bevölkern – am gebückten Blick auf das am externen Akku hängende Smartphone gut erkennbar – Münchens Straßen und Plätze. Owned them!
München ruhig und beschaulich, bloß nicht zu laut, immer so wie halt schon immer; doch plötzlich: Menschen! Draußen!!!11elf
An den Pokéstops hängen sie rum, chillen und trinken in guter Münchner Manier Gustl oder Tegernseer. Die „nördlichste Stadt Italiens“ hat plötzlich das, was den Titel immer so unglaubwürdig gemacht hat: Straßenleben!
Aber unsere Isar-City wäre nicht sie selbst ohne ein seltsames Phänomen: „Anwohner“, ein Begriff der nicht etwa Nachbarn oder Menschen, die irgendwo wohnen, sondern eine Geisteshaltung bezeichnet. Wenn’s nach denen geht, ist es in München still wie in der Kirche und Spaß gesetzlich verboten.
Und ihre Lobbyarbeit ist erfolgreich: Also hat die FTB – die Fraktion von FDP, HUT und Piraten – eine Anfrage im Stadtrat gestellt, ob die Stadt Möglichkeiten »durch Pokémon Go verursachte Unruhe zu verhindern« habe. Denn am Bordeauxplatz (Tipp!) sind einige Pokéstops – die das seltsame Fraktions-Sammelsurium FTB als „virtuelle Pokémons“ bezeichnet – und dementsprechend tummeln sich die Spieler*innen. Skandal!
In Düsseldorf hat man, als sich eine ruhigere Brücke zum beliebten Treffpunkt für Pokétrainer entwickelt hat, die Brücke einfach zeitweise für den Verkehr gesperrt und den Menschen ihren Spaß gelassen.
In München will man lieber die Menschen sperren.
Und schuld ist wie immer „dieses Internet“. Früher – als alles bekanntlich besser war – hingen Computerspieler*innen nur in ihren Jugendzimmern, Bier in der Gastronomie war bezahlbar und die öffentliche Ruhe wurde nur durch Dackel und ihre Besitzer*innen gestört. Muss man wissen. Aber München verändert sich, und für gewöhnlich ist irgendjemand dagegen. Isso.
Meine Frage an die Stadt und den Oberbürgermeister lautet daher: Hat die Stadt Möglichkeiten, das Internet zu verbieten?



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